Zwei Tage Zeit Festival für improvisierte Musik

 
       
     
 


Freitag, 17. Januar 2020
20.45 Uhr

PST
Eddie Prévost, Schlagzeug
Giancarlo Schiaffini, Posaune
John Tilbury, Klavier

     
 

Britische Väter der radikalen Improvisation, seit 1967 im historischen Ensemble AMM, John Tilbury am Klavier und Eddie Prevost am Schlagzeug, haben sich mit Giancarlo Schiaffini an der Posaune zusammengeschlossen. 2012 wurde das Album „PST“ mit Aufnahmen von 2005 veröffentlicht.
Die Musik entwickelt sich aus feiner Dynamik, aus angedeuteten Akkorden und Phrasen, die von unnötigen Ablenkungen befreit und auf verfeinerte und extreme Impulse reduziert werden. Tilburys Pianissimo-Anschlag spiegelt sich in der lakonischen gedämpften Posaune, und der mit dem Bogen gespielten Becken wieder, dem Markenzeichen von Prevost. Die Spannung des Hörens wird durch die perfekte Kontrolle von Pausen und Formen auf das Maximum ausgedehnt; es ist keine Energieeinsparung, sondern ein dringendes Bedürfnis, Energie zu kanalisieren, um den gewünschten Effekt zu erzielen, voll formaler Selbstdisziplin. Konzerte dieser Art veranlassen uns, nach Bedeutungen und Inhalten jenseits der Oberfläche zu suchen.
Monica Carretta, Musica Jazz 2017

John Tilbury, Klavier
ist ein britischer Pianist, der Kompositionen der Neuen Musik aufführt, aber auch als Improvisationsmusiker aktiv ist.
Tilbury lernte die Komponisten Manfred Niehaus und Cornelius Cardew während seines Militärdienstes in Köln-Ossendorf kennen. Als Stipendiat des Royal College of Music studierte er Piano bei Arthur Alexander und James Gibb. Er vertiefte seine Studien bei Zbigniew Drzewiecki in Warschau, wo er mit Zygmunt Krauze die Warsaw Music Workshop Group ("Warsztat Muzyczny") gründete. 1968 gewann Tilbury den Gaudeamus-Wettbewerb für neue Musik in den Niederlanden und spezialisierte sich auf die Interpretation Neuer Musik. International stellte er auf relevanten Festivals (u. a. Warschauer Herbst, Glasgow Musica Nova, Biennale Venedig) Werke von Earle Brown, John Cage, Cardew, Morton Feldman, Michael Parson, Terry Riley, Terry Jennings oder Christian Wolff vor. Mit seinen Aufnahmen dieser Werke setzte er Standards für die Interpretation zeitgenössischer Klaviermusik.
Tilbury war um 1970 Mitglied im von Cardew, Parson und Howard Skempton gegründeten Scratchorchestra. Er gilt auch im Bereich der Neuen Improvisationsmusik als Meisterpianist: Seit 1980 ist er Mitglied des Improvisationsensembles AMM. Mit Keith Rowes elektroakustischem Ensemble M.I.M.E.O. hat er The Hands of Caravaggio aufgenommen, das von einem Gemälde des Malers aus dem Jahr 1602 Anregungen bezieht.
In den letzten Jahren tritt Tilbury auch als Schauspieler auf (Samuel Beckett, Harold Pinter). Er schreibt auch musikwissenschaftliche Analysen, etwa über das Scratch Orchestra Anfang der 1970er. 2008 erschien seine Biographie über Cornelius Cardew, A Life Unfinished.

 

 

 

Giancarlo Schiaffini, Posaune (www.giancarloschiaffini.com)
Universitätsabschluss in Physik. Als Autodidakt hat er in den 60er Jahren an den Anfängen des Free-Jazz in Italien teilgenommen. In dieser Zeit beginnt seine Tätigkeit als Komponist und Interpret in der Zeitgenössischen Musik und im Jazz.
Aufnahmen u.a. mit Cecil Taylor, Anthony Braxton und dem “Italian Instabile Orchestra”, Lol Coxhill, und vielen europäischen und amerikanischen MusikerInnen.
1970 studiert er in Darmstadt mit Stockhausen, Ligeti und Globokar und gründet die experimentelle Kamermusikgruppe Nuove Forme Sonore. Studiert elektronische Musik mit Franco Evangelisti und nimmt bis 1983 an der Gruppo di Improvvisazione di Nuova Consonanza teil. Gründet 1975 Gruppo Romano di Ottoni, dessen Repertoire aus Renaissance- und Zeitgenössischer Musik besteht. Mitglied des Italian Instabile Orchestra.
Musikkurse und Seminare in Italien, an der Hochschule in Freiburg i. B., Melba und Monash University (Melbourne) sowie der New York University. Unterrichtet zurzeit am Konservatorium ”A. Casella” in Aquila, sowie an den Sommerkursen Siena-Jazz.
Zusammenarbeit mit John Cage, Karole Armitage, Luigi Nono und Giacinto Scelsi. Verschiedene Kompositionen wurden ihm gewidmet, u.a. von Scelsi, Nono, Alandia, Amman, Castagnoli, Guaccero, Laneri, Mencherini, Renosto, Ricci, Villa-Rojo. Im Jahr 2000 war er Composer in Residence im International Composers & Improvisers Forum Munich. Hat als Komponist und Interpret in der ganzen Welt an Konzerten und Festivals teilgenommen.

Eddie Prévost, Perkussionist
ein britischer Schlagzeuger der freien Jazz-/Improvisationsszene und Theoretiker der Neuen Improvisationsmusik.
Als Heranwachsender spielte Prévost Traditional Jazz; später arbeitete er in Hardbop-orientierten Bands. 1965 war er gemeinsam mit Lou Gare und Keith Rowe Gründer des wichtigen Improvisationsensembles AMM, er bildet bis heute den beständigen Kern der Gruppe. Seit den frühen 1970ern hat Prévost aber auch in Free Jazz-Bands gespielt, u. a. mit Larry Stabbins, Veryan Weston und Marcio Mattos. Gemeinsam mit Parker, Rowe und Barry Guy bildete er das Projekt Supersession. Prévost ist auch Mitglied von Experimental Audio Research. Als Drummer ist Prévost von Max Roach und Ed Blackwell beeinflusst. Musikalische Inspiration bezieht er aus den Werken von Sun Ra, David Tudor und japanischem Gagaku.